LiteraTour #04 – Klosterwappen
Literarischer Spaziergang von Dr. Ingvild Richardsen
Das Doppelseelaub ist das älteste heraldische Zeichen der ehemals weltberühmten Benediktinerabtei. Man begegnet ihm an vielen Stellen rund um den See. Das Wappen der Stadt Tegernsee entstand aus dem Tegernseer Klosterwappen. Verliehen wurde es der Stadt im Jahr 1886 von Prinzregent Luitpold. Es zeigt zweimal zwei ineinander verschlungene Seeblätter über wogenden Wellen und zweimal drei Kronen.
Bedeutung und Wandlung der Symbolik
Der etwa zwei Kilometer lange literarische Spaziergang begibt sich auf die Spuren des Tegernseer Stadt- und Klosterwappens. Er unternimmt zugleich einen Ausflug in die Welt der Heraldik und mittelalterlichen Pflanzensymbolik. Anhand derer lernen die Besucher beispielsweise, dass Seerosenblätter als Anaphrodisiakum wirken. Daher galten sie als Zeichen der Keuschheit – ein wichtiger Aspekt bei klösterlichen Gelöbnissen. Die Tour erforscht die Entstehungsgeschichte des Klosterwappens und schlägt schließlich einen Bogen in die Gegenwart. Heute stellt das Doppelseelaub noch immer ein wichtiges identitätsstiftendes Symbol der Region dar. Es erzählt, historisch und neu interpretiert, an vielen Stellen der Stadt deren Geschichte.
Auf den Spuren des Klosterwappens
Beginnend am Rathaus mit dem Wappen überm Türportal führt die LiteraTour zur Sparkasse, wo das Doppelseelaub und die drei Kronen als Bodenmosaik erscheinen. Weiter am See entlang geht es zur ehemaligen Klosterkirche und ihrer über 1.000-jährigen Klostergeschichte, wo das Klosterwappen am Grabmal der Klostergründer Adalbert und Otkar prangt. Von dort weiter zum heutigen Gymnasium, wo das Wappen unter anderem eine reich verzierte Holztür zum ehemaligen Psallierchor ziert, die im 18. Jahrhundert gefertigt wurde.
Von der ehemaligen Hoffischerei und dem früheren Klosterrichterhaus führt der Spaziergang weiter über die Bahnhofstraße in den Carl-Miller-Weg und die Rosenstraße. Zu deren imposanten historischen Gebäuden zählt das „Stroh am Alpbach“, ein unter Denkmalschutz stehendes Märchenhaus. Weiter geht’s vorbei am Maibaum, dem Tegernseer Hof und dem Ludwig-Thoma-Saal zur malerischen Seeanlage Länd. Wer die Augen offenhält, sieht das Klosterwappen innerhalb des Spaziergangs auf unterschiedlichste Weise umgesetzt und erfährt Wissenswertes zu den historischen Orten, ihren Erbauern und ihrem geschichtlichen Kontext.