LiteraTour #06 – Brüder Ganghofer

Literarischer Spaziergang von Dr. Peter Czoik

Im Jahr 2020 prägten zwei Jubiläen das Tegernseer Tal: der 100. Todestag des zu seiner Zeit erfolgreichsten Autors in Deutschland, Ludwig Ganghofer, und der seines jüngeren Bruders Emil, Multitalent und schillerndem Überlebenskünstler. Auf dieser leichten, familienfreundlichen LiteraTour werden die Brüder an zehn Stationen vorgestellt.

„Bayerische“ Goethe und Schiller

Der etwa vier Kilometer lange Spaziergang beginnt an der lebensgroßen Skulpturengruppe im Kurpark Rottach-Egern. Hier ist Ludwig Ganghofer im künstlerischen Austausch mit seinen Freunden Ludwig Thoma und Leo Slezak dargestellt. Er hält seine Schreibfeder in der Hand und Thoma seine Tabakspfeife. Tatsächlich wurden die Dichterfreunde öfters als „Goethe und Schiller in Wadlstrümpfen“ bezeichnet. Im Kurpark von „Bayerns Weimar“ werden sie durch Leo Slezak in seiner Pose des Heldentenors zum Trio ergänzt.

Anekdoten um das ‚enfant terrible‘

Weiter geht es in die Nördliche Hauptstraße zur Alten Post und einigen Anekdoten zu Emil Ganghofer, dem ‚enfant terrible‘ der Familie und liebenswertem Luftikus. Im Rathaus, dessen Geschichte auch mit Kaiserin Sissi verbunden ist, heiratete Emil Ganghofer. Über die Ulrich-Stöckl-Straße und Kißlingerstraße geht es anhand weiterer literarischer Zeugnisse zum Mesner Gütl in der Seestraße und zum Kirchenfriedhof, wo die Freunde Ludwig Ganghofer und Ludwig Thoma begraben sind.

Kino, Fotografie und Literatur

Weiter führt der Spaziergang in die Überfahrtstraße zum Seehotel Malerwinkel, wo Leo Slezak wohnte. Zum nebenan gelegenen ehemaligen Gasthaus Überfahrt, heute Seehotel Überfahrt, gehörte damals der größte Theatersaal im Bayerischen Oberland. Hier zeigte Emil Ganghofer 1905 die erste Kinovorstellung im Tal. Gleich nebenan steht dessen ehemaliges Wohnhaus am Egerner Spitz, wo er ein Fotostudio betrieb. Hier fotografierte er auch die spätere Schriftstellerin Grete Weil als Kind, die in diesem Haus zu Welt kam. Dann lässt man sich entweder vom Überfahrer zur Point am anderen Seeufer hinüberrudern oder geht über die Seestraße zur Bushaltestelle und fährt zum Leeberg, wo das Ludwig-Ganghofer-Haus steht. Der Literat kaufte die „Villa Maria“, um in der Nähe seines Freundes Ludwig Thoma zu wohnen. Dort endet der Spaziergang.

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